enna: Wie alles begann – Teil I

Februar 25, 2022

Jakobs Oma Liselotte lebte allein, seitdem ihr Mann vor einigen Jahren verstorben war. Sie freute sich daher immer besonders, wenn Jakob sie mit seinen Eltern und Geschwistern hin und wieder besuchen kam. Dabei störte sie jedoch, dass alle Familienmitglieder immer bestens über das Leben der anderen informiert schienen. Gespräche verliefen häufig schnell im Sande, da jeder bereits die Fotos aus dem letzten Urlaub oder des neuen Autos in der Familien WhatsApp-Gruppe gesehen hatten – außer Lieselotte selbst. Das sprach sie auch ganz offen bei Jakob an, dem ab diesem Moment die große Herausforderung, digitale Teilhabe auch für ältere Menschen zu schaffen, zum ersten Mal so richtig bewusst wurde. Die Nutzung eines klassischen Smartphones oder Tablets war für Liselotte nämlich trotz zahlreicher Näherbringungsversuche durch die Familie einfach zu kompliziert. Es musste also eine andere Lösung her.

Das war 2016. Damals, also vor fast 6 Jahren, verbrachte Jakob gerade sein letztes Semester an der Universität zu Köln. Als Mechatroniker und leidenschaftlicher Bastler versuchte er, eine Möglichkeit zu schaffen, mit der Liselotte ebenfalls Zugang zu digitalen Fotos und Videos aus der Familie bekommen könnte. Nach vielem Hin- und Her-Überlegen, allein oder gemeinsam mit Kommilitonen und Mitbewohnern, war dann Anfang 2017 der erste Prototyp geboren.

Die ersten “Oma-PCs” sorgen für Begeisterung

Der erste Prototyp bestand aus einem Mini-Computer, der in einer Pappschachtel verbaut und mit einem Computer-Monitor verbunden war. Auf der Pappschachtel waren sechs Arcade-Tasten angebracht: Je eine Taste für das Anzeigen älterer bzw. neuerer Fotos, eine Ein- bzw. Ausschalttaste für den Monitor sowie zunächst noch jeweils eine Taste für das Abrufen der Nachrichten von Jakob, seiner Schwester Franziska und seiner Tante Monika.

Die drei konnten nun an eine E-Mail-Adresse Fotos und Videonachrichten schicken, die Liselotte mit einem Druck auf den jeweils aufleuchtenden Knopf mit den Namen auf dem Bildschirm abrufen konnte. Innerhalb der Bilder konnte sie sich dann mit den beiden Pfeiltasten bewegen.

Eine Taste für jedes Familienmitglied – die Idee wurde schnell verworfen | Quelle: enna intern

Liselotte war begeistert und konnte das System problemlos bedienen. Schnell wollten dann auch andere Familienmitglieder mitmachen, daher war die zweite Version des ersten Prototypen offener gestaltet mit nur noch fünf bzw. drei Tasten:

2017: Der Prototyp 2.0, noch mit schickem Pappkarton-Flair | Quelle: enna intern

Bei einem Bier im Winter 2017 erzählte Jakob Moritz von seiner Idee und wie gut sie bei der ganzen Familie angekommen war. Moritz war gerade auf der Suche nach einem passenden Geschenk zum 75. Geburtstag für seine Oma und bat Jakob darum, ihm ebenfalls einen “Oma-PC” zu bauen. Für seinen guten Freund Moritz ließ Jakob sich nicht lumpen und verbaute den Minicomputer in einen Originalkarton des Hotels Sacher in Wien.

Auch bei Moritz Oma sowie der ganzen Familie stieß Jakobs Erfindung auf allgemeine Begeisterung. Immer mehr Freunde baten Jakob in den kommenden Monaten um einen eigenen “Oma-PC” für die Großeltern und obwohl Jakob immer schon gerne baute und bastelte, wurden ihm die vielen Aufträge neben seinem Vollzeitjob als Ingenieur zu viel. Jakob machte sich also Gedanken, wie er die Skalierbarkeit seines Produkts steigern konnte.

Heraus kamen die ersten 3D-gedruckten Prototypen, die aber immer noch von Hand zusammengebaut werden mussten und viel Zeit in der Konstruktion in Anspruch nahmen. Jakob konnte die immer stärker werdende Nachfrage nicht bedienen.

“Oma-PCs” aus dem 3-D Drucker | Quelle: enna intern

Mit Einsetzen der pandemischen Lage Anfang des Jahres 2020 wurden viele Senior*innen in Deutschland von der Außenwelt isoliert. Das Problem der digitalen Spaltung zwischen jung und alt wurde gnadenlos aufgezeigt. Daher beschloss Jakob, seinen Vollzeitjob zu kündigen, sich selbstständig zu machen und sich zu 100 % auf das Projekt “Oma-PC” zu fokussieren.

Es wird professionell: Der Weg zur Unternehmensgründung

Anfang 2020: Der erste Prototyp, der das heutige Bedienkonzept aufgreift | Quelle: enna intern

Jakob war als Unternehmensgründer noch unerfahren und wendete sich daher an seine Freunde Moritz (den mit der Sacherschachtel) und Tim, die jeweils schon Startups gegründet und die notwendigen betriebswirtschaftlichen Grundkenntnisse hatten. Jakob mietete sich einen Schreibtisch im gemeinsamen Büro der beiden und begann damit, die bestehenden Prototypen weiterzuentwickeln.

Schnell schwappte die Begeisterung für das Thema aber auch auf Moritz und Tim über, die das riesige Potenzial von seniorengerechter Technik gerade im damaligen harten Lockdown erkannten. Sie widmeten der Verbesserung von Jakobs Produkt immer mehr Zeit und beschlossen schließlich, das Projekt “Oma-PC” gemeinsam anzugehen. Mit Moritz als Experten für Social Media und Kommunikation und Tim, der Erfahrung im Bereich des Programmierens von Apps mit einbrachte, hatte Jakob die entscheidenden Partner auf dem Weg hin zu einem erfolgreichen Produkt gefunden.

Bei einem gemeinsamen Wochenende auf einer Almhütte in Tirol im Frühjahr 2020 wurde der Grundstein gelegt für das gemeinsame Unternehmen. Ein erster Businessplan wurde angerissen und mögliche Umsatzströme durchgerechnet. In dieser Phase entstand außerdem das noch heute aktuelle System, bestehend aus dem Bedienkonzept mithilfe von NFC-Karten und der zugehörigen App für die Familie.

Dass ein besserer Name als “Oma-PC” für das Produkt her musste, war ebenfalls klar. Die Wahl fiel schnell auf “lilo”, der Kurzform von Liselotte – eine Hommage an die Ideengeberin. Am 12. August 2020 wurde dann in München die liloplus GmbH von den drei Geschäftsführern und Gründern Moritz, Tim und Jakob gegründet.

Wie es nach der Unternehmensgründung weiterging, erfahrt ihr im nächsten Artikel!